Solana - ein Schulhaus mit Werkstattcharakter
Das Siegerprojekt «Solana» verbindet sichtbare Holzkonstruktion mit grosszügigen Terrassengeschossen
AUSDRUCK | MATERIALISIERUNG
Das neue Schulhaus tritt als eigenständiger und selbstbewusster Baukörper in Erscheinung, ohne in Konkurrenz zur bestehenden Schulanlage zu treten.
Die präzise Fassadengliederung strukturiert das Volumen in seiner Länge und verleiht dem Baukörper eine ruhige Ordnung. Der umlaufende Stützenraster setzt sich auch in den zurückversetzten Obergeschossen fort und bindet das Gebäudevolumen zusammen. Die volumetrische Ausbildung mit den rückspringenden Terrassen verleiht dem Schulhaus eine ausgeprägte konstruktive Tiefe. Zugleich entstehen grosszügige Vordächer, die eine wirksame Beschattung der Unterrichtsräume gewährleisten und den sommerlichen Wärmeschutz unterstützen.
Das Tragwerksprinzip findet seinen Ausdruck in der Fassade. Durch das Sichtbarmachen der konstruktiven Elemente – zweigeschossige Fachwerkträger, Stützen und aussteifende Verbände – entsteht ein spannungsvoller Baukörper mit dem Charakter einer kreativen und zeitgemässen Lernwerkstatt.
Für die Materialisierung werden überwiegend natürliche und rohe Materialien eingesetzt, die den konstruktiven Ausdruck des Gebäudes unterstreichen. Das innere Stützenraster wird in der Fassadenebene durch eine vertikale Holzschalung abgebildet. Präzise in das Stützenraster integriert, bildet ein profiliertes, verzinktes Stahlblech die Ausfachung im Sturzbereich. Die Fenster sind als Holz-Metall-Konstruktionen mit natureloxierten Aluminiumprofilen ausgebildet. Oberhalb der Fensterelemente sind textile, ausstellbare Fassadenmarkisen angeordnet, die als wirkungsvoller Sonnenschutz dienen und eine zurückhaltende farbliche Akzentuierung setzen. Ebenso prägend sind die beiden aussenliegenden Wendeltreppen: Als verzinkte Stahlkonstruktionen mit transparentem Drahtgeflecht rhythmisieren sie die Südfassade und verleihen den Erschliessungselementen eine filigrane Leichtigkeit.
Bei den umrahmenden Absturzsicherungen wird die gleiche Materialisierung fortgeführt, sodass ein einheitliches Gesamtbild entsteht.
Die grosszügigen Terrassenflächen sind mit grossformatigen Betonplatten und markanten Fugen (Chaussierung) ausgeführt. Entlang der Fassade schaffen leicht abgesetzte Pflanzelemente Raum für Kletterpflanzen, die den Aussenraum beleben. Durch die individuelle Möblierung entsteht eine hohe Aufenthaltsqualität, die den Terrassencharakter als Lern- und Pausenbereich zusätzlich stärkt.
FREIRAUM
Der Neubau wird an der nördlichen Perimetergrenze positioniert. Dadurch entstehen im Süden und Westen grosszügige Pausenflächen im Übergang zu den bestehenden Schulgebäuden. Die Fläche des heutigen Hartplatzes wird dabei stark aufgewertet und bildet künftig das neue Zentrum des Areals. In Kombination mit der angrenzenden Aula mit Mittagstisch entsteht eine lebendige Mitte und ein zentraler Treffpunkt für alle.
Östlich des Neubaus liegt der Allwetterplatz, der nicht nur Sport- und Auf-enthaltsbereich dient, sondern auch langfristig Potenzial für eine spätere Weiterentwicklung des Campus bietet. Eine angrenzende Freifläche, die derzeit noch landwirtschaftlich genutzt wird, könnte diese Option zusätzlich ergänzen, wobei deren künftige Nutzung offenbleibt. Das Freiraumkonzept ist bewusst flexibel angelegt und kann auf sich verändernde Rahmenbe-dingungen reagieren – insbesondere im Hinblick auf das parallellaufende Projekt für den Neu- und Umbau des benachbarten Busdepots.
Das neue Schulgebäude wird von einem teppichartigen Fries aus Ortbetonplatten gefasst. Breite Fugen nehmen Regenwasser auf und führen Über-schussmengen – einschliesslich Dachwasser – über Rinnen oberflächlich in nahe Schotter-Versickerungsstreifen ab (Schwammstadtprinzip). Bestehende versiegelte Flächen des Schulareals werden punktuell entsiegelt und durch neue Baumpflanzungen, grosszügige Baumscheiben und Sitzgelegenheiten zu qualitätsvollen Aufenthaltsbereichen aufgewertet.
Die neu angelegten Aufenthaltsbereiche sind als chaussierte Pausenflächen ausgebildet, die von luftigen Baumhainen überstellt und stellenweise mit Ruderalflora aufgelockert werden. Runde Sitzelemente um die Bäume in unterschiedlichen Variationen sowie Sitzmauern im Übergang zum westlichen Bestands-Pausenplatz laden zum Aufenthalt ein. Im Zentrum des Baumhains sorgt ein fröhlich plätschernder Schulbrunnen für Lebendigkeit und Atmosphäre.
Die Parkierung erfolgt – mit Bäumen durchgrünt – einseitig entlang der südlichen Perimetergrenze; die Stellflächen sind als Schotterrasen ausgebildet. Garage, Container- und Aussengeräteraum sind abseits im Osten, zwischen Zufahrt und Allwetterplatz, positioniert.
Ein Arboretum mit einheimischen Baumarten prägt die Vegetation und schafft ein anschauliches Lernfeld mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Vielfalt von Blättern, Früchten, Rinden und Zapfen (u. a. von schneeballblättrigen Ahornen, Blumeneschen, geschlitztblättrigen Birken, Edelkastanien, Eichen, Föhren, Hopfenbuchen, Holzäpfeln, Speierlingen und Traubenkirschen) weckt Neugier und unterstützt den Unterricht im Freien. Ruderalflora und Wildstauden lockern die chaussierten Flächen zusätzlich auf. Perspektivisch kann auf der östlichen Fläche – vorbehaltlich kantonaler Freigabe – ein Pflanz- und Lerngarten entstehen, der das Arboretum und die Schulküchen sinnvoll ergänzt.
BRANDSCHUTZ
Das Gebäude mit einer Gesamthöhe von über 11 Metern wird brandschutztechnisch als «Gebäude mittlerer Höhe» eingestuft. Es umfasst drei Geschosse über Terrain sowie die unter Terrain liegende Doppelturnhalle. Die Hauptnutzung entspricht einer Schulnutzung mit Unterrichts- und Förderräumen, ergänzt durch die Doppelturnhalle mit Zuschauergalerie, den Mehrzweckraum mit gewerblicher Küche sowie dienende Räume.
Flucht- und Rettungswege:
Das architektonische Konzept sieht zwei grosszügige, aussenliegende Wendeltreppen als vertikale Fluchtwege vor. Diese führen sämtliche Obergeschosse direkt ins Freie; die maximal zulässigen Fluchtweglängen von < 35 m werden eingehalten. Der Mehrzweckraum im Erdgeschoss mit gewerblicher Küche entfluchtet ebenerdig, die Doppelturnhalle mit Tribüne wird über zwei unabhängige Treppenanlagen ins Erdgeschoss geführt. Zusätzlich steht die zwischen den beiden Fluchtwegen angeordnete Terrasse im 1. Obergeschoss im Ereignisfall als sichere Zwischenzone zur Verfügung.
Tragende und brandabschnittsbildende Bauteile:
Die Bauteile im Untergeschoss werden mit EI 60, die vertikalen Fluchtwege mit REI 60-RF1 aus-gebildet. Über Terrain können die brandabschnittsbildenden Bauteile mit EI 30 ausgeführt werden, die Decken erhalten eine Feuerwiderstandsfähigkeit von REI 60.
Entrauchungskonzept:
Für den Mehrzweckraum mit einer Belegung von > 300 Personen ist ein LRWA-Konzept mit Unterstützung der Feuerwehr erforderlich. Die Festlegung von Einblas- und Abströmöffnungen erfolgt in Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Für die Doppelturnhalle mit Tribüne, deren Belegung unter 300 Personen liegt, ist keine Rauch- und Wärmeabzugsanlage erforderlich; optional können Fensteröffnungen im Erdgeschoss für eine natürliche Rauchabführung genutzt werden.
Löscheinrichtungen und abwehrender Brandschutz:
Die technischen Brandschutzmassnahmen sowie die Anlagen der Gebäudetechnik werden gemäss den geltenden Vorschriften ausgeführt. Ergänzend werden Handfeuerlöscher vorgesehen, als Richtwert ein Gerät pro 600 m² Nutzfläche.
Die Zufahrten, Bewegungs- und Stellflächen für die Feuerwehr werden ge-mäss den geltenden Richtlinien ausgeführt und gewährleisten eine sichere Intervention.
GEBÄUDETECHNIK
Für die Erweiterung der Sekundarschule Stadel ist ein energieeffizientes Gebäudetechnikkonzept vorgesehen, womit die Ziele des MINERGIE-Standards erreicht werden können. Da für das Gesamtareal derzeit kein übergeordnetes Energiekonzept vorliegt, wird für den Neubau der Einsatz einer Erdsonden-Wärmepumpe geprüft. Diese könnte eine effiziente Wärmeversorgung sicherstellen und zugleich mittels Free-Cooling zur Entwärmung und Regeneration des Erdreichs beitragen. Für die bestehenden Gebäude ist ein abgestimmter Lösungsansatz erforderlich, der im weiteren Planungsprozess vertieft geprüft werden muss. Die Wärmeverteilung im Neubau umfasst flächendeckende Niedertemperatur-Bodenheizungen mit gleitender Regelung der Vorlauftemperatur nach Aussentemperatur sowie Lufterhitzer.
Das Haustechnikkonzept folgt der Gliederung der Nutzungsverteilung. Die im Untergeschoss und auf dem Dach platzierten Lüftungsanlagen sorgen für eine energieeffiziente Be- und Entlüftung. Die Turnhallen werden durch ein Kompaktlüftungsgerät mit Wärmerückgewinnung (WRG) belüftet, welches auch gleich die Beheizung übernimmt; die Verteilung erfolgt in der Abhangdecke. Für die Garderoben und Lagerräume steht ein separates Lüftungsgerät zur Verfügung. Die Aula und das Foyer werden ebenfalls mit einem Kompaktlüftungsgerät mit WRG belüftet, welches ebenfalls im Untergeschoss platziert ist. In den Schulgeschossen sorgt ein auf dem Dach platziertes Lüftungsgerät für die Frischluftversorgung; hier werden die Leitungen bewusst sichtbar geführt und unterstreichen so den Werkstattcharakter der Innenräume. Die Luft wird filtriert, temperiert, während die Abluft durch die Geräte abgesaugt wird. Das Brauchwarmwasser wird zentral in der Technikzentrale über Frischwasserstationen erzeugt und durch ein energieeffizientes Zirkulationssystem verteilt. Das Gebäudetechnikkonzept ist nachhaltig und auf Komfort und Energieeffizienz ausgelegt, um den heutigen Anforderungen gerecht zu werden.
NACHHALTIGKEIT
Die Erweiterung der Sekundarschule Stadel wird mit dem Ziel eines MINER-GIE-Standards nachhaltig geplant und umgesetzt. Im Fokus stehen die Reduktion grauer Energie, die Wiederverwertbarkeit der Materialien und eine hohe Lebensdauer der Bauteile.
Holz als nachwachsender Rohstoff prägt das sichtbare Stützenraster und die Verbunddecken der Obergeschosse und verbessert die CO₂-Bilanz des Projekts. Statisch hoch belastete Elemente wie die zweigeschossigen Fachwerkträger und die erdberührten Bauteile werden gezielt in Stahl beziehungsweise Beton ausgeführt. Wo möglich, kommt Recyclingbeton (RC-Beton) oder Beton mit reduziertem Zementanteil (z. B. CEM III) zum Einsatz, um den Verbrauch von Primärrohstoffen zu minimieren und den CO₂-Ausstoss zu senken. Durch die schlanke Ausbildung der Bauteile und die konsequente Verwendung von rezykliertem Beton und Stahl, einheimischem Holz und klinkerreduziertem Zement werden die Anforderungen an nachhaltiges Bauen konsequent erfüllt.
Die Gebäudehülle ist mit hochwärmegedämmten Bauteilen, Dreifach-Iso-lierverglasung und gesteuertem Sonnenschutz energetisch optimiert. Rückspringende Geschosse mit ausladenden Vordächern bilden wirksame Verschattungselemente und wirken sich positiv auf den sommerlichen Wärmeschutz aus. Ergänzend trägt die thermische Masse der Konstruktion ebenfalls zu einem ausgeglichenen Innenraumklima bei. Auf dem Dach wird eine Photovoltaikanlage mit extensiver Begrünung kombiniert, wodurch sowohl die Eigenstromproduktion als auch die ökologische Leistungsfähigkeit der Dachfläche erhöht wird. Die klare Trennung der Bauteilsysteme erlaubt zudem einen ressourcenschonenden Rückbau sowie die gezielte Erneuerung einzelner Komponenten. Die Gebäudetechnik wird energieeffizient und bedarfsgerecht ausgelegt, um den langfristigen Betrieb nachhaltig sicherzustellen.